Der Nobelpreis für Chemie 


Der Nobelpreis für Chemie ist einer der fünf ursprünglich von Alfred Nobel gestifteten Preise und wird von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm vergeben. Er ist dem für Physik eng verwandt. Die Chemie hat innerhalb der Naturwissenschaften eine zentrale Stellung und berührt sich zum einen eng mit der Physik, die ihre theoretischen Grundlagen liefert. Zum anderen steht sie der Biologie und den "life sciences" sehr nahe. Seit der ersten Vergabe des Preises 1901 hat es bis zum Ende des 20. Jahrhunderts 134 Träger des Nobelpreises für Chemie gegeben.


Abgrenzungsprobleme

Wegen der Überschneidungen zwischen den Gebieten Chemie und Physik einerseits und Chemie und Medizin andererseits sind häufig dieselben Kandidaten für diese Preise vorgeschlagen worden. Dieses Problem stellte sich bereits 1903, als Svante August Arrhenius (1859-1927) sowohl für den Preis in Physik als auch in Chemie vorgeschlagen wurde. (Er erhielt den Nobelpresi für Chemie) Wegen dieser Abgrenzungsprobleme hält das Nobel-Komitee für Chemie heute gemeinsame Sitzungen mit den Komitees für Physik und für Physiologie und Medizin ab.


Das erste Jahrzehnt


Während der letzten beiden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren so viele wichtige Entdeckungen gemacht worden, dass die Schwedische Akademie der Wissenschaften keine Schwierigkeiten bei der Benennungen von Preisträgern hatte. Das Problem bestand vielmehr in der Reihenfolge, in der die Wissenschaftler ausgezeichnet werden sollten. Für die erstmalige Preisverleihung hatte die Akademie 20 Vorschläge erhalten, von denen acht Jacobus Henricus van 't Hoff (1852-1911) nannten, was die Entscheidung leicht machte. Die Liste der Preisträger der folgenden Jahre umfasst nahezu alle großen Namen der damaligen Chemie und Physik, darunter Sir William Ramsay (1852-1916; Preisträger 1904), Johann Friedrich Wilhelm Adolf von Baeyer (1835-1917; Preisträger 1905), Ernest Rutherford (1871- 1937; Preisträger 1908) und Marie Curie (1867-1934; Preisträgerin 1911 [und 1903 Physik]).


Der Nobelpreis für Chemie 1911-2000



G. Herzberg
Die Preisträger stammen aus dem gesamten Spektrum der modernen Chemie von theoretischer Chemie bis zu Biochemie, aber auch aus dem Gebiet der angewandten Chemie.
In quantitativer Hinsicht dominiert die organische Chemie, was nicht erstaunlich ist, da ihr Gegenstand, der Kohlenstoff, die Grundlage des Lebens auf der Erde und einer der wichtigsten Rohstoffe ist. Insgesamt gingen 11 Preise an das Gebiet der Biochemie. Zwar wurde der erste von ihnen schon 1907 an Eduard Buchner (1860-1917) verliehen, aber bis 1970 folgten nur zwei weitere; der Aufstieg der Biochemie führte dann zu acht Preisverleihungen zwischen 1970 und 1997.
Die Grenze zur Physik wird durch die physikalische Chemie markiert. In diesen Bereich ging der Preis nicht weniger als 14 Mal, häufig an Physiker, beispielsweise Gerhard Herzberg (1904-1999), der den Preis 1971 für seine Arbeiten zur Molekularspektroskopie erhielt.
In der letzten Zeit wurde der Preis für Beiträge zur praktischen Anwendung der Chemie in der Industrie verliehen. Dieselbe Tendenz ist auch bei dem Preis für Physik erkennbar, der zunehmend für Arbeiten mit praktischem Nutzen, beispielsweise in der Computertechnologie, vergeben wird.

Jan Kornelis Oosthoek