Maria
Goeppert-Mayer
Fachliche
Leistung
Die Physikerin Maria Goeppert-Mayer war die erste Frau, die einen Nobelpreis
in theoretischer Physik erhielt, und erst die zweite Physiknobelpreisträgerin
nach Marie Curie, die ihn 60 Jahre zuvor erhalten hatte.
Maria Goeppert-Mayer entwickelte ein bahnbrechendes Modell zu Aufbau und Stabilität
des Atomkerns. Die Forschung hatte herausgefunden, dass der Atomkern bei bestimmten
Anzahlen von Protonen bzw. Neutronen besonders stabil ist und nannte diese
Werte magische Zahlen. Es waren die Zahlen 2, 8, 20, 28, 50, 82 und 126. Zur
Erklärung dieses Phänomens entwickelte Goeppert-Mayer mittels gruppentheoretischer
Methoden ein neues Klassifikationsschema für Atomkerne auf der Grundlage
eines Schalenmodells. Danach sind die Atomkerne dann besonders stabil, wenn
solch eine Nukleonenschale mit einer bestimmten Anzahl von Protonen oder Neutronen
vollständig gefüllt ist. Mit ihrem Schalenmodell in Verbindung mit
der von ihr entwickelten Theorie der starken Spin-Bahn-Kopplung konnte sie
nachweisen, dass die Stabilität bzw. Instabilität des Atomkerns
von der Konfiguration und Bewegung der Protonen und Neutronen abhängt.
Erst 1950 veröffentlichte sie ihre Theorie, und gemeinsam mit Jensen,
der in Heidelberg unabhängig von ihr zum gleichen Ergebnis gekommen war,
schrieb sie ein Buch über den Aufbau der Atome. Damit besaß die
Erforschung der Kernstrukturen und -kräfte neue Möglichkeiten. 1963
erhielten beide für die Entdeckung der Schalenstruktur des Atomkerns
den Nobelpreis für Physik. Das Schalenmodell stellt eine Annährung
dar, da die Wechselwirkungen zwischen den Nukleonen vernachlässigt werden.
Es kann daher nur manche Eigenschaften der Kerne erklären, etwa ihr magnetisches
Moment im Grundzustand. Für die angeregten Kernzustände muss jedoch
die Kopplung mehrerer Nukleonen berücksichtigt werden.
Bis heute existiert kein Kernmodell, das alle Eigenschaften des Kerns konsistent
beschreiben kann.