Werner
Heisenberg,
Fachliche Leistung
Heisenberg war wesentlich an der Grundlegung der Quantenmechanik sowie ihrer
Erweiterung zur Quantenfeldtheorie beteiligt. Er entwickelte eine Theorie
der Struktur der Atomkerne und suchte nach einer einheitlichen Feldtheorie
der Elementarteilchen.
Nachdem offenkundig geworden war, dass das Bohrsche Atommodell trotz großer
Erfolge nicht richtig sein konnte, bemühte sich Heisenberg um den "Übergang
von der nur symbolisch brauchbaren und daher nur qualitativ richtigen Modellmechanik
... zur wirklichen Quantenmechanik". Ende Mai 1925 nahmen seine Gedanken
über die Quantenmechanik greifbare Gestalt an, und er verfasste die
entscheidende Arbeit "Über quantentheoretische Umdeutung kinematischer
und mechanischer Beziehungen". Hier formulierte er sein berühmt
gewordenes positivistisches Prinzip, dass zur Beschreibung physikalischer
Sachverhalte nur "prinzipiell beobachtbare" Größen
herangezogen werden dürften und dass deshalb in der neuen Atomphysik
für bisher gebrauchte Begriffe wie "Bahn des Elektrons im Atom"
oder "Umlaufzeit des Elektrons" kein Platz mehr sei.
Gleichzeitig lieferte Heisenberg in seinen "Multiplikationsregeln für
quadratische Schemata" den langgesuchten Ansatz für die neue Quantenmechanik,
die nun von Max Born unter der Mitwirkung von Pascual Jordan als 'Göttinger
Matrizenmechanik' aufgebaut werden konnte. Dabei wurden experimentell beobachtbare
Phänomene mit Hilfe der Matrizenrechnung der Mathematik dargestellt.
In enger Zusammenarbeit mit Niels Bohr in Kopenhagen gelang es Heisenberg,
den tieferen physikalischen - und philosophischen - Hintergrund des neuen
Formalismus zu zeigen. Die Heisenbergsche Unschärferelation von 1927
wurde die Grundlage der "Kopenhagener Deutung der Quantentheorie",
die auf Heisenbergs und Bohrs gemeinsame Auffassungen zurückgeht und
eine ganz neuartige Auffassung der physikalischen Realität enthält.
Entgegen den Annahmen der klassischen Physik sind Ort und Impuls eines Mikroteilchens
niemals gleichzeitig absolut genau bestimmbar: je genauer die Messung der
Ortskoordinate eines Teilchens, um so unschärfer die Bestimmung der
Impulskomponente und umgekehrt.
Heisenbergs Arbeiten zur Quantenmechanik wurden durch die Verleihung des
Nobelpreises für Physik 1932 ausgezeichnet. Da nun das Problem des
Atombaues - was die Atomhülle betraf - erfolgreich gelöst worden
war, widmete sich Heisenberg den Fragen des Atomkerns. Nach der Entdeckung
des Neutrons durch James Chadwick 1932 erkannte Heisenberg (und unabhängig
von ihm D. D. Iwanenkow), dass dieses neue Teilchen neben dem Proton als
Baustein des Atomkerns zu betrachten ist, und entwickelte auf dieser Grundlage
eine Theorie über den Aufbau der Atomkerne.
1940 konzipierte Heisenberg in zwei aus Gründen der Geheimhaltung unveröffentlichten
Arbeiten die Theorie des Kernreaktors, wobei er insbesondere die Resonanzabsorption
von Neutronen im Uran-Isotop U238 erörterte. Er war seit etwa 1953
intensiv bemüht, eine "Einheitliche Theorie der Elementarteilchen"
aufzustellen. Heisenberg argumentierte, dass alle Elementarteilchen aus
derselben Substanz gemacht sein müssen, weil sie sich wechselseitig
ineinander umwandeln; diese Substanz könnte man dann Energie oder Materie
nennen. Mit seiner 1958 vorgelegten "Weltformel", die alle Grundgesetze
der Natur erfassen sollte, wollte er der Einheit der Physik eine neue Qualität
geben. Seine Versuche, die verschiedenen Kräfte der Physik zu einem
Urfeld zu vereinigen, sind jedoch gescheitert.