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Ich glaube, es müßte furchtbar sein, immer so zu leben, im Vollgefühl all der animalischen Triebe, die das Leben durch die Zeiten wälzen. Ich habe die fürchterlichsten Möglichkeiten in mir gefühlt, gerochen, getastet und im Blute die Dämonen heulen hören, die tausend Teufel mit ihren Stacheln, die das Fleisch wahnsinnig machen. Welch entsetzlicher Alp!
5 October 1908
Ich habe jetzt keine leichten Tage daheim und lebe so zwischen Fieber und Ohnmacht in sonnigen Zimmern dahin, wo es unsäglich kalt ist. Seltsame Schauer von Verwandlung, körperlich bis zur Unerträglichkeit empfunden, Gesichte von Dunkelheiten, bis zur Gewißheit verstorben zu sein, Verzückungen bis zu steinerner Erstarrtheit; und Weiterträumen trauriger Träume. Wie dunkel ist diese vermorschte Stadt voll Kirchen und Bildern des Todes. 19 December 1913
Es bleibt nichts mehr übrig als ein Gefühl wilder Verzweiflung und des Grauens über dieses chaotische Dasein; lassen Sie mich verstummen davor.
13. March 1913
Ich sehne den Tag herbei, an dem die Seele in diesem unseligen von Schwermut verpesteten Körper nicht mehr wird wohnen wollen und können, an dem diese Spottgestalt aus Kot und Fäulnis verlassen wird, die ein nur allzugetreues Spiegelbild eines gottlosen, verfluchten Jahrhunderts ist.
26 June 1913
Quoted from: Georg Trakl / Georg Heym, Gedichte vor dem Grossen Krieg, ed. Richard Klein, Munich: Scaneg, 1987, pp. 5-6. 'Confiteor' Die bunten Bilder, die das Leben malt,
Und da von jedem Ding die Maske fiel,
Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
Quoted from:
Georg Trakl, Dichtungen und Briefe, ed. Walther Killy / Hans Szklenar,
Salzburg, 1969, l. 246.
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