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4.2 Konventionelle Mittel der wissenschaftlichen Informationssuche

Konventionelle Hilfsmittel zum Auffinden wissenschaftlicher Literatur sind einerseits Bibliothekskataloge und andererseits Bibliographien.[50] Sie werden auch Sekundärpublikationen genannt. Bibliothekskataloge verzeichnen selbständig erschienene Literatur (Bücher oder Zeitschriftentitel), die in der entsprechenden Bibliothek vorhanden ist. Die nachgewiesenen Bibliotheksbestände werden formal (alphabetische Katalogisierung) und sachlich (Schlagwort- oder systematischer Katalog) erschlossen.

Ebenfalls können verschiedene Arten von Bibliographien unterschieden werden. In den Nationalbibliographien wird die monographische Literatur eines Landes oder einer Sprachgruppe nachgewiesen. Für die Suche nach unselbständig erschienener Literatur stehen Fachbibliographien zur Verfügung, die vor allem Zeitschriftenaufsätze, aber auch Konferenzberichte, graue Literatur u.a. eines Fachgebietes oder auch eng begrenzten fachlichen Schwerpunktes verzeichnen. Weiterhin gibt es Bibliographien für spezielle Dokumenttypen, wie Konferenzberichte, Festschriften, Rezensionen etc. Eine wichtige Rolle für den wissenschaftlichen Literaturnachweis spielen Citation Indices. Diese weisen einerseits nach, welche Literatur in einem bestimmten Werk zitiert wurde, es ist aber auch feststellbar, von wem ein Werk zitiert wurde. Die Zitierhäufigkeit ist ein Indikator für die wissenschaftliche Bedeutung einer Publikation innerhalb eines Faches und wird so zur Qualitätskontrolle seitens des Informationssuchenden gebraucht.

Konventionelle Sekundärpublikationen lassen sich auch nach Art des Mediums unterscheiden.[51] Es gibt Verzeichnisse zur manuellen Suche (Zettelkataloge, gedruckte Bibliographien) und maschinelle Systeme (OPACs, Online-Datenbanken, Bibliographien auf CD-ROM). Im Vergleich mit Nachweismitteln für Informationen im Internet sind EDV-basierte Systeme, wie Online-Datenbanken oder CD-ROM, interessant. Hier gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten des Zugriffs - die Suche durch Eingabe von Suchbegriffen und das Blättern oder Navigieren (engl. Browsing) in Indizes, Thesauri oder Klassifikationen. Das gezielte Suchen und Auffinden von Dokumenten mittels einem EDV-gestützten Verfahren wird Information Retrieval genannt.[52] Die Möglichkeiten der Einschränkung bzw. Erweiterung der Ergebnismengen mit dem Ziel präziser und umfassender Suchen sind abhängig von der Qualität der Indexierung, d.h. der Struktur der Daten und der Indexierung dieser Struktureinheiten, der inhaltlichen Erschließung durch Schlagworte, Klassifikationscodes, Thesauri und Abstracts und von den Funktionalitäten des Information Retrieval Systems.

"Reference databases are intended to serve information retrieval functions; through their indexing they filter the information sources so that, theoretically at least, the searcher is reffered to relevant material but not to the great mass of remaining records."[53]

Konventionelle Informationsmittel sind damit in gewissem Maße auf den Nachweis von Qualitätsressourcen und die Bereitstellung von Hilfsmitteln für präzise und erschöpfende Suchen optimiert. Sie verzeichnen wissenschaftlichen Ansprüchen qualitativ gerecht werdende, glaubwürdige und verläßliche Ressourcen. Eine Auswahl entsprechend der Qualität und Glaubwürdigkeit der Ressourcen erfolgt konventionell schon im Publikationsprozeß seitens der Verlage, nachgeordnet jedoch auch durch Ersteller der Bibliographien bzw. Datenbanken (Auswahl der ausgewerteten Zeitschriften) bzw. beim Erwerb in wissenschaftlichen Bibliotheken.[54]

Bibliographische Datenbanken sind Referenzdatenbanken, d.h. sie enthalten nur Metainformationen über die Dokumente, nicht diese selbst. Zur Beschreibung und gezielten Suche werden die nachgewiesenen Dokumente professionell inhaltlich erschlossen. Dazu werden i.d.R. Schlagworte auf der Basis von kontrolliertem Vokabular und Klassifikationscodes vergeben. In fachspezifischen Nachweismitteln werden auch häufig Thesauri des entsprechenden Faches eingesetzt. Diese Instrumente können sowohl für die Suche als auch zum Blättern (in der Struktur des Thesaurus oder der Klassifikation) verwendet werden. Die inhaltliche Erschließung dient dazu, bei Nichtvorhandensein des Volltextes Entscheidungen über die Relevanz von Suchergebnissen zu treffen. Weiterhin können die Angaben als Suchargumente zur Durchführung gezielter Suchen genutzt werden.

Die wesentlichen Merkmale konventioneller Mittel zur Informationsrecherche sind damit einerseits eine bewertete Qualität und andererseits ein hoher Erschließungsgrad der verzeichneten Quellen.


[50] vgl. Handbücher zum wissenschaftlichen Arbeiten, z.B. Poenicke 1998, S. 49-80 oder Rückriem 1994 , S. 87-125

[51] vgl. Förster 1997, S. 167

[52] vgl. z.B. Ratzek 1991, S. 242

[53] Harter 1986, S. 97

[54] s. Kluth 1977, S. 138


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